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Die Aussetz- und Bergevorrichtung
für das autonome Unterwasserfahrzeug PreToS
Dr.-Ing. David Mischnick
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Autonome,
unbemannte Unterwasserfahrzeuge, so genannte AUVs (englisch: autonomous
under water vehicles), erfuhren seit Beginn des neuen Jahrtausends
einen regelrechten Boom. Neben der geo- sowie biologischen Forschung
und militärischen Zwecken werden diese Fahrzeuge verstärkt in
der Tiefsee für die Suche nach neuen Rohstoffquellen eingesetzt,
deren Abbau durch die Abnahme landgebundener Vorkommen zunehmend
rentabler wird.
Bei einer Erkundungsmission bringt ein
Versorgungsschiff die Unterwasserfahrzeuge in das Einsatzgebiet, wo sie
in mehreren Tauchgängen beispielsweise den Meeresboden
präzise kartographieren. Zwischen den Arbeitsgängen werden
die Fahrzeuge zur Wartung an Deck des Versorgungsschiffs geholt und
für neue Missionen wieder ausgesetzt.
Bei hohem
Wellengang gestalten sich die Einhol- und Aussetzmanöver jedoch
oft schwierig, da die Gefahr von Kollisionen mit dem Versorgungsschiff
besteht. Die dabei auftretenden Beschädigungen führen zu
Ausfallzeiten und Reparaturkosten. Im schlimmsten Fall droht der
Verlust des bis zu mehreren Millionen Euro teuren Fahrzeugs. Daher ist
eine geeignete Vorrichtung erforderlich, welche auch bei hohem
Wellengang ein gefahrloses Ausbringen und Bergen des Fahrzeugs
gestattet.

Unterwasserfahrzeug PreToS
In dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und
Technologie (BMWi) geförderten Projekt „Druckneutrale
Systeme für die Tiefsee“ wurde am Fachgebiet Mikrotechnik
der Technischen Universität Berlin in Zusammenarbeit mit drei
Projektpartnern das autonome Unterwasserfahrzeug PreToS (englisch:
Pressure Tolerant Systems) entwickelt, welches bei einer Länge von
vier Metern ein Gewicht von ca. 1.200 Kilogramm aufweist. Der
druckneutrale Aufbau der integrierten Baugruppen erlaubt Tauchtiefen
bis zu 6.000 Metern.
Um ein sicheres
Aussetzen und Bergen des Fahrzeugs auch bei harschen
Umgebungsbedingungen zu gewährleisten, wurde für die
Testfahrten ein LARS (englisch: Launch And Recovery System) gebaut, das
auf allen gängigen Forschungsschiffen eingesetzt werden kann. Das
Hauptaugenmerk bei der Entwicklung galt dem Aufbau eines flexiblen und
modularen Systems, welches transportabel und mit wenig Personal
handhabbar ist. Die PreToS war bei der Entwicklung des LARS weitgehend
fertig gestellt, so dass bei der Ausgestaltung des LARS-Systems der
Aufbau des AUVs berücksichtigt werden musste.
Aufbau des Bergesystems
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Der Aufbau des LARS besteht aus drei
Hauptkomponenten: den Lagerböcken zur Führung der Schwenkarme
sowie dem Bergekäfig, der zur Aufnahme des Fahrzeugs dient. Er
verfügt über einen mechanischen Verschluss, mit dem sich das
AUV beim Aussetzen und Bergen im Bergekäfig fixieren lässt.
Befestigt wird der Bergekäfig an den Schwenkarmen, welche als
Führung für den Käfig und das dort fixierte Fahrzeug
beim Einholen und Aussetzen dienen, so dass kaum Pendelbewegungen
auftreten. Auf dem Schiff sind die Lagerböcke zur Halterung des
Gesamtsystems direkt unter dem A-Rahmen auf Deck verschraubt. Dabei
dient der A-Rahmen als Schwenkkran, der das LARS beim Ein- und
Aussetzen bewegt, so dass keine eigene Hebevorrichtung benötigt
wird.
An den Schwenkarmen und dem Bergekäfig
befinden sich Schwimmkörper aus Styrodur. Der Schwenkarm und der
Bergekäfig schwimmen daher auf dem Wasser, wenn das Kranseil
völlig entspannt ist. Aufgrund der Gelenke an den Schwenkarmen
bewegt sich der Bergekäfig im Wasser weitgehend entkoppelt vom
Versorgungsschiff. Dies ist von großer Bedeutung, da sich
das Schiff aufgrund seiner Länge und Masse bei Wellen sehr viel
träger verhält. Damit lässt sich das Risiko schwerer
Kollisionen erheblich reduzieren.
Bergekäfig und AUV schwimmen von der Schiffsbewegung entkoppelt im Wasser
Zu Beginn des Bergemanövers wirft ein an
der Spitze des AUVs befindlicher elekromechanischer Abwurfmechanismus,
ausgelöst durch einen Stromimpuls der AUV-Bordelektronik, nach dem
Auftauchen des Boots ein Seil ab (Länge ca. 15 Meter), das an
einem Schwimmkörper auf dem Wasser treibt und sich mit einem
Bootshaken aufnehmen sowie mit einer am Bergekäfig installierten
Winde verbinden lässt. Der Ablauf eines Bergemanövers ist in den folgenden Abbildungen dargestellt:
Aufnahme des vom AUV abgeworfenen Seils
An
Bord des Versorgungsschiffs lässt sich der Schwimmkörper vom
Seil abtrennen.
Das Seil wird mit der Winde des noch an Deck
befindlichen Bergekäfigs verbunden.
Die A-Rahmenwinde des Versorgungsschiffs hievt
den an den Schwenkarmen fixierten Bergekäfig in das Wasser. Der
Bergekäfig schwimmt frei auf der Wasseroberfläche.
Die motorgetriebene Winde zieht das Fahrzeug in den Bergekäfig.
Ein Verschluss an der Oberseite des
Bergekäfigs sichert das Fahrzeug.
Die A-Rahmenwinde hievt den Käfig
inklusive Fahrzeug aus dem Wasser.
Der A-Rahmen schwenkt auf seine
Sollposition,
und die A-Rahmenwinde senkt das Fahrzeug auf das
Bootsgestell.
Die Erprobung des LARS erfolgte in mehreren
Teilschritten. Zunächst wurde in der Schlepprinne der Technischen
Universität Berlin und auf unterschiedlichen Forschungsschiffen
auf der Ostsee der Bergekäfig optimal auf das Unterwasserfahrzeug
abgestimmt. Dabei standen insbesondere die Positionierung sowie das
Fixieren des Fahrzeugs im Bergekäfig im Fokus. Danach folgte der
Aufbau des Gesamtsystems und dessen Test in der Ostsee. Das völlig
neuartige System überzeugte sowohl auf der Ostsee als auch auf dem
Atlantik, indem auch bei höheren Wellen das Aussetzen und Bergen
der PreToS problemlos gelang.
Glücklicher Abschluss einer erfolgreichen Forschungsreise:
Bergung unseres AUVs PreToS mit dem LARS aus hohen Wellen
Projektpartner
ENITECH Energietechnik Elektronik GmbH, Bentwisch / Rostock
EvoLogics GmbH, Berlin
Fachgebiet Mikrotechnik der Technischen Universität Berlin
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde
Alle Ergebnisse sind ausführlich in meiner Dissertation beschrieben:
Aussetz- und Bergevorrichtung für das autonome Unterwasserfahrzeug PreToS
Dank gebührt Herrn Prof. Dr. Heinz Lehr für
die Möglichkeit, an diesem einzigartigen Forschungsprojekt
mitzuarbeiten und mit den gewonnenen Resultaten zu promovieren.
Recht herzlich möchte ich mich für
die Zusammenarbeit bei meinen Kollegen, Oliver Preradovic, Eugen
Olenew, Romon Chakrabarti, Johannes Gelze und Tino Schmidt bedanken.
Weiterhin danke ich Max Fandrich, Andy Große, Ralph Hartmann und
Stefan Oginski für die tatkräftige Mitarbeit.
Dem Bundesministerium für Wirtschaft und
Technologie / Projektträger Jülich sei für die
finanzielle Förderung dieses Projekts gedankt.
Förderkatalog: foerderportal.bund.de
Förderkennzeichen: 03SX276A
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